definición de Gebetsteppich (Wikipedia)
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Gebet (n. neu.)
Andacht, Anrufung, Bitten, Flehen, Fürbitte, Litanei, Morgengebet, Versenkung
die Hände zum Gebet falten • ein Gebet sprechen • ich im Gebet an Gott wenden • ins Gebet nehmen • sich im Gebet an Gott wenden
Teppich von Wand zu Wand • fliegender Teppich • mit einem Teppich belegen • unter den Teppich kehren
30 Tage Gebet für die islamische Welt • 30-Tage-Gebet für die islamische Welt • Fatima-Gebet • Gebet des Manasse • Gebet des Nabonid • Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch • Il Nero – Haß war sein Gebet • Interreligiöses Gebet • Otlohs Gebet • Salat (Gebet) • Wessobrunner Gebet
Arme-Socken-Teppich • Aserbaidschanischer Teppich • Croy-Teppich • Croÿ-Teppich • Der Teppich des Grauens • Ein roter Teppich für … • Fliegender Teppich • Frieze-Teppich • Gabbeh (Teppich) • Kaschan (Teppich) • Milas-Teppich • Mir (Teppich) • Nain (Teppich) • Roter Teppich • Shaggy-Teppich • Sierpinski-Teppich • Teppich Kibek • Teppich von Bayeux • Yahyalı-Teppich
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Gebet (n.)↕
Gebet[ClasseHyper.]
texte dit lors de la prière (fr)[ClasseHyper.]
(Vergebung; Verzeihung; Pardon; Nachgiebigkeit; Gnade), (Messe)[termes liés]
Gebet (n.)↕
Teppich (n.)↕
Brücke; Teppich; Vorleger[ClasseHyper.]
Teppich (n.)↕
slick (en)[Hyper.]
Teppich (n.)↕
Descripteurs EUROVOC (fr)[Thème]
Gebetsteppich (n.)↕
objet pour la prière (fr)[Classe]
tapis posé sur le sol (fr)[Classe]
Brücke, Teppich, Vorleger[Hyper.]
Wikipedia
Das Gebet (abgeleitet von bitten) bezeichnet eine zentrale Glaubenspraxis vieler Religionen. Es ist eine verbale oder nonverbale rituelle Zuwendung an ein transzendentes Wesen (Gott, Gottheit, Göttin).
Neben dem Vorgang des Betens (als gemeinschaftliches oder persönliches Gebet) wird im Deutschen mit „Gebet“ auch ein vorformulierter, feststehender Text bezeichnet. Ein solches Gebet kann auf einen bestimmten Urheber zurückgehen (z. B. den Religionsstifter, einen Heiligen oder einen religiösen Schriftsteller). Manche Gebete werden zu einem bestimmten Anlass im Leben des einzelnen oder der Gemeinschaft gesprochen. Gebete werden in der Familie oder in der Religionsgemeinschaft tradiert und gelernt. Die bekanntesten Gebete sind im Judentum das Schma Jisrael und im Christentum das Vaterunser. Die Gebets- und Liedersammlung der Psalmen hat für Judentum und Christentum Bedeutung.
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Das Gebet unterscheidet sich durch seine persönliche und kommunikative Komponente von anderen religiösen Praktiken. Es setzt also die Vorstellung eines persönlichen Gottes voraus, die etwa in Buddhismus oder Taoismus nicht vorhanden ist. Außerdem setzt es voraus, dass ein solcher Gott empfänglich für eine solche Form der Zwiesprache ist und nicht etwa allein durch kultische Handlungen, Opferpraktiken etc. erreicht werden kann.
Er muss dem Betenden gegenüber präsent sein; in den monotheistischen Religionen wird Gott zumeist als allgegenwärtig angesehen, während naturreligiöse Konzepte den Gottheiten oft bestimmte Orte zuordnen, sodass sich der Betende zunächst an den jeweiligen Ort begeben muss.
Wenn Religionsgelehrte und Theologen an eine Vorherbestimmung glauben, dann erwarten sie nicht, dass der unveränderliche Wille der Gottheit durch menschliche Gebete geändert werden kann, sondern sie erwarten vom Gebet eine Änderung des betenden Menschen: Der das Gute erstrebende Wille Gottes sei nicht zu ändern, aber durch die Gebetstätigkeit werde der Wille des Menschen gestärkt, seine Seele geläutert und somit eine ganzheitliche Änderung zum Guten bewirkt.
Gebetet werden kann im Gottesdienst, in einer Gruppe oder allein. Ganze Gottesdienste werden als Gebet verstanden, wie der jüdische Gottesdienst am Shabbat in der Synagoge, die Heilige Messe der katholischen und die Göttliche Liturgie der orthodoxen Kirche, das christliche Stundengebet oder das Freitagsgebet der Muslime. Viele Religionen kennen festgesetzte Gebetszeiten.
Gebete können gesungen, laut ausgesprochen oder im stillen für sich formuliert werden. Es gibt dabei je nach Religion und Konfession unterschiedliche Körperhaltungen und Gesten: stehen, knien, niederwerfen, den Kopf senken, die Hände erheben oder falten. Im Zusammenhang mit Gebeten werden oftmals Symbole oder Hilfsmittel verwendet, wie Gebetsketten, Kruzifixe oder Ikonen.
Es gibt tradierte liturgische Gebete mit feststehenden Wortfolgen, manchmal in Form einer Litanei, Gebete mit Vorlagen oder spontan formulierte Gebete. (Siehe auch: Inkantation)
Das Judentum ist eine Religion der Tat. Das tägliche Gebet (hebr. תפלה, Tefillah) ruft jedem Juden dies in Erinnerung. Religiöse Juden – Männer wie Frauen – beten drei Mal täglich: morgens Schacharit, nachmittags Mincha und abends Maariw. Beim Gebet bedecken Juden den Kopf mit einer Kippa oder einer anderen Kopfbedeckung und benutzen beim werktäglichen Morgengebet Tefillin (Gebetsriemen) und Tallit (Gebetsschal) – letzterer wird auch am Shabbat und an Festtagen verwendet.
Die Gebete werden nach einem Grundmuster gebetet, das je nach Wochentag oder Festtag leicht variiert. Das Gebetbuch, das diese Gebete enthält, heißt Siddur. Das Gebetbuch für einen Festtag heißt Machsor. Zu den Gebeten gehören Tehillim (Psalmen), das Schma Jisrael (Höre, Israel), Amida oder Achtzehnbittengebet (Schmone Esre). In orthodoxen und konservativen Synagogen wird alles in hebräischer Sprache gebetet, im liberalen Judentum werden einige Gebete in der Landessprache gesagt.
Für Festtage gibt es weitere besondere Texte, an Jom Kippur zum Beispiel das Gebet Kol Nidre.
Neben den Gebeten sagen religiöse Juden zu vielen Gelegenheiten Lobsprüche (hebr. ברכות, Brachot), so u. a. über das Essen oder vor der Ausübung einer Mizwa (hebr. מצות, Gebote). Diese Mini-Gebete heißen „Lobsprüche“ (Brachot), weil als „Gebet“ nur die Amida verstanden wird.
Brachot können in jeder Sprache gesagt werden.
Zum häuslichen Schabbat, der wöchentlichen Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und der Erschaffung der Welt sowie auch ein Zeichen des Bundes Gottes mit dem Volk Israel (Geschenk der Liebe Gottes) gehört das Entzünden der Schabbatkerzen und ein Lobspruch über das Licht sowie der Kiddusch über ein Glas Wein zur Heiligung des Tages. Es liegen zwei zopfartig geflochtene Schabbatbrote (Challot: Plural vom hebr.Challa, ostjiddisch Challe, westjidd. Barches oder Berches) auf dem Tisch. Sie werden für den Lobspruch über das Brot verwendet, mit dem das Essen am Schabbat beginnt. (Jedes Essen beginnt mit Brot, das besondere am Schabbat sind die Challot.) Die Kerzen werden in der Regel zuhause vor der Dämmerung entzündet, das festliche Essen mit Kiddusch und Schabbatbrot und dem eigentlichen Abendessen folgt nach dem Gottesdienst – sofern der Gottesdienst besucht wird.
Das Gebet zu Gott gehörte von Anfang an zu den wichtigsten Ausdrucksformen des christlichen Glaubens. Jesus selber als gläubiger Jude hat gebetet und seine Schüler zum Beten angeleitet.
Das Neue Testament zeigt mehrere Gebetsformen: Psalmen, Klage, Bitte, Dank, Fürbitte, Anbetung. Einige der am häufigsten gebrauchten christlichen Gebete stammen aus dem Neuen Testament, z. B. das Vaterunser, das im Wortlaut nach alter Überlieferung auf Jesus selber zurückgeht (Lk 11,2ff EU), und das Magnificat (Lk 1,46-55 EU).
Die Evangelien zeigen, wie Jesus den Menschen in all ihren praktischen Nöten helfen wollte. Aber je mehr er das tat, desto mehr neigten sie zur Fixierung auf Gottes momentane Hilfe – Jesus wurde umlagert von Kranken, die Heilung suchten. Dadurch wurde es für ihn schwer, Aufmerksamkeit für seine über momentane Hilfe hinausgehende Botschaft zu finden. Solche Erfahrungen betreffen generell das Bitten - werden sie erhört, sind sie Zeichen, die auf Gott hinweisen; aber gleichzeitig fördern sie die Neigung von Menschen, von ihrer Gottesbeziehung vor allem die Erfüllung aller ihrer Wünsche zu erwarten.[1]
Das NT gibt zahlreiche Hinweise auf den Stellenwert des Gebets im Verhältnis des Menschen zu Gott und gibt Empfehlungen zur Art des Betens. Wichtig für das christliche Gebet, auch im Hinblick auf seine Erhörung, ist der Einklang des Beters mit dem Willen Gottes, der Glaube (Mk 9,23 EU). Dann gelte: „Bittet, so wird euch gegeben“ (Mt 7,7 EU). Wenn der Mensch sich Gott und seiner Gottesherrschaft anvertraue, dann werde ihm alles zufallen, was er braucht (Mt 6,33 EU). Also könne sich der Mensch mit seinen Anliegen immer wieder im Gebet an Gott wenden, vermittelt durch Jesus (Joh 14,6 EU), und ihn um alles das bitten, was er täglich benötige. Der Beter dürfe dann erwarten, dass Gott „bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Röm 8,28 EU).
Gemäß Paulus und Johannes ist es der Heilige Geist, der betet, wenn Menschen „nicht wissen, wie und was wir beten sollen“ (Röm 8,26-27 EU). Der Heilige Geist tritt als Mittler (Paraklet, „Tröster“) ein (Joh 14,13-14 EU).
Neben dem vertrauensvollen Beten kennt die Bibel auch das klagende und aufschreiende Gebet des Menschen in Not. Jesus selbst wandte sich gemäß dem Markusevangelium am Kreuz mit den Psalmworten „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Psalm 22,2, Mk 15,34 EU) an seinen Vater. Die klagenden Lieder der Psalmen (so Psalm 51: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld“, Ps 51,3 EU) und der Propheten (Klgl 1,EU EU) sind Bestandteil christlichen Betens bis heute.
Nach Christi Himmelfahrt beteten die Christen auch zu Jesus. Die vom AT her bekannte Formel „den Namen JHWHs anrufen“ wurde nun auf Jesus angewandt; die Formel „die den Namen Jesus anrufen“ war dann die Kennzeichnung der Christen (z.B. 1 Kor 1,2 EU, Apg 9,14 EU).[2]
Das Gebet in all seinen Formen, mit seinen unterschiedlichen Auswirkungen, fördert die Beziehung der Menschen zu Gott.
Das Christentum kennt viele Gebetsformen.
Beten ist nicht an bestimmte Worte, Haltungen und Orte gebunden. Im Matthäusevangelium[5] kritisiert Jesus ausdrücklich öffentliches, wortreiches Beten als heuchlerisch.
In der Kirche wird meistens stehend (Ausdruck des Respekts) oder kniend (Ausdruck der Anbetung) gebetet.
Typisch für das christliche Beten der Alten Kirche ist das freie, selbstbewusste Stehen vor Gott mit geöffneten Armen, erhobenen Händen und Augen (Orantenhaltung). Das Ausstrecken der Arme im Gebet stammt aus dem vorchristlichen Mittelmeerraum und Orient, es geht auf die Körperhaltung der Bettler zurück. In der katholischen Kirche nimmt der Zelebrant die Orantenhaltung ein, wenn er die Amtsgebete (Tagesgebet, Gabengebet, Schlußgebet) spricht, in manchen Gemeinden tun dies auch die Mitfeiernden beim Beten des Vaterunsers. Diese Gebetshaltung wird häufiger von Christen der charismatischen Bewegung oder der Pfingstbewegung praktiziert.
In späterer Zeit wurde im Abendland das Falten der Hände üblich. Diese Geste soll verdeutlichen, dass sich der Beter nur auf Gott konzentriert und nicht mit anderen Dingen beschäftigt ist. Die aneinander gelegten offenen Handflächen entsprechen der Haltung bei der Huldigung des Lehnsherren im mittelalterlichen Feudalsystem; diese Form wird etwa seit dem 11. Jahrhundert praktiziert. Das Gebet mit verschränkten Fingern kam erst in der Reformation auf. Daneben gibt es noch seltenere, ältere Formen, wie das Kreuzen der Hände vor der Brust.
Katholische Christen beginnen und beenden das persönliche Gebet oft mit dem Kreuzzeichen und den der Taufformel entnommenen Worten „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Orthodoxe Christen bekreuzigen sich ebenfalls, wobei bei ihnen die Haltung der Finger eine wesentliche Rolle spielt (siehe Kreuzzeichen). Im Protestantismus ist das Kreuzzeichen kaum noch verbreitet.
Auch zum persönlichen Gebet entzünden Christen gern eine Kerze als Zeichen der Sammlung oder der Hoffnung. Der Brauch, vor einem Kreuz oder einem Gnadenbild in einer Kirche eine Kerze anzuzünden, soll das Gebet für einen anderen Menschen oder für ein persönliches Anliegen gewissermaßen versinnbildlichen.
Es gibt auch Gebetsgemeinschaften, etwa die von dem Franziskaner P. Petrus Pavlicek 1947 gegründete "Ewige Rosenkranzgemeinschaft“, die später in „Rosenkranz-Sühnekreuzzug“ umbenannt wurde.
Der christliche Glaube betont, dass der Mensch auch in (unheilbarer) Krankheit nicht von der Liebe Gottes getrennt ist. Ein Gebet für Kranke findet in sehr unterschiedlichem Rahmen statt:
Fürbitten werden oft gezielt in der Hoffnung getätigt, dadurch die Genesung Kranker beeinflussen zu können. Medizinische Forschungen konnten jedoch noch nie einen empirischen Wirkungszusammhang zwischen dem Beten von Fürbitten und der Genesung von Krankheiten herstellen. Beten kann für den Betenden selbst einen Placeboeffekt bewirken und auf diese Weise zur Gesundung beitragen. Die Mehrheit der wissenschaftlichen Studien zum Thema konnte jedoch keine gesundheitsfördernde Wirkung von Gebeten feststellen.[6][7] [8] [9][10]
Bis heute hat das Gebet einen zentralen Platz in der Praxis aller christlichen Konfessionen.
Alle kennen das Vaterunser und die Psalmen ebenso wie persönlich formulierte Gebete und Kirchenlieder in Gebetsform. Die orthodoxen, katholischen und anglikanischen Kirchen haben eine reiche Tradition von vorformulierten Gebeten für den liturgischen und persönlichen Gebrauch (siehe liturgische Gebete), im Pietismus und im freikirchlichen Raum werden Gebete meistens frei formuliert.
Alle christlichen Konfessionen wenden sich im Gebet direkt an Gott und gehen davon aus, dass Gott Gebete hört. Christen wenden sich im Gebet an den Dreieinigen Gott, beten zu Gott dem Vater, zu Jesus Christus und manche auch direkt zum Heiligen Geist, wobei es in den meisten Konfessionen, von fest formulierten liturgischen Gebeten abgesehen, dem einzelnen überlassen ist, an wen er sich im Gebet wendet. In der katholischen und der orthodoxen Kirche können Gebete auch an Maria und an Heilige gerichtet werden, wobei diese Gebete eine Bitte um Fürsprache beim dreieinigen Gott sind.
Christen glauben, dass Gott Gebete erhört, wobei es über die Art und Häufigkeit der Gebets-Erhörung sehr unterschiedliche Sichtweisen gibt.
Ebenso glauben viele Christen, dass Gott im Gebet durch den Heiligen Geist zum Betenden reden kann. Dabei kann es sich um Prophetie, Erleuchtung und persönliche Eingebungen handeln, aber ebenso um alltägliches, wie dass Gott z. B. die Aufmerksamkeit auf einen Bibelvers lenkt, der in die Situation passt, oder ein allgemeines Gefühl des Getröstetseins gibt. Praktisch alle Konfessionen, bei denen Prophetie oder Erleuchtung als Geistesgabe anerkannt sind, haben allerdings gewisse Sicherheitsregeln, um allzu wilde Fantasie in Grenzen zu halten, z. B. Beurteilung durch erfahrene Christen oder Gemeindeleiter, Beurteilung durch die Gemeinschaft anhand der Bibel, Beurteilung durch die kirchliche Lehre, vor allem aber Beurteilung vom Willen Gottes her: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst (Mt 22,34–40). Was mit der Liebe (agape) nicht vereinbar ist, kann nicht Gottes Wille sein.
Siehe
In der Religion der Bahai spielt das Gebet eine wichtige Rolle. Drei rituelle Pflichtgebete unterschiedlicher Länge und Form stehen dem Gläubigen täglich zur Wahl: das lange Pflichtgebet (einmal in 24 Stunden zu beten), das mittlere Pflichtgebet (früh, mittags und abends zu beten) und das kurze Pflichtgebet (zwischen 12 und 18 Uhr zu beten). Diese Gebete werden vom Gläubigen alleine und zurückgezogen gesprochen oder gesungen. Das einzige Pflichtgebet, das in Gemeinschaft rezitiert wird, ist das Totengebet. Darüber hinaus dienen die für unterschiedliche Anlässe und Situationen wörtlich überlieferten Gebete des Bab, Baha’u’llahs und Abdul-Bahas als Vorlage.
Abdul-Baha sagt über das Gebet: „Es ist die Sprache des Geistes, die zu Gott spricht. Wenn wir uns, befreit von allen äußerlichen Dingen, im Gebet zu Gott wenden, dann ist es, als hörten wir die Stimme Gottes in unserem Herzen. Ohne Worte zu reden, treten wir in Verbindung, sprechen wir mit Gott und vernehmen die Antwort … Wir alle, wenn wir zu einem wahrhaft geistigen Zustand gelangen, können die Stimme Gottes vernehmen.“
Ein Beispiel für ein Bahai-Gebet, geschrieben von Abdul-Baha:
In der Frühzeit des Hinduismus, der vedischen Zeit (1200 v. Chr.), wurden Hymnen an die Götter gerichtet, die oft mit Bitten verbunden waren und einen durchaus utilitaristischen Charakter hatten. Auch die Rezitation von Mantras (wörtl.: Mittel zum Denken) war von frühester Zeit an ein wichtiges Mittel religiöser Versenkung.
Heute ist wie bei Gläubigen aller Religionen das tägliche Gebet auch bei Hindus üblich. Gebetet wird in fast allen hinduistischen Richtungen, vor allem aber im Bhakti Yoga ist die persönliche Hingabe an Gott und somit die Kommunikation mit ihm wichtig.
Eine populäre Form der Verehrung ist die Anbetung Gottes in einem Bild oder einem Emblem. Andererseits lehnen auch sehr viele Hindus die Verehrung in Bildern völlig ab – wie beispielsweise die Anhänger des Arya Samaj oder die Lingayats, eine im zwölften Jahrhundert gegründete shivaitische Bewegung.
Es gibt keine allgemeingültigen Vorschriften für Gebete und keine festen Gebetszeiten, die für alle Hindus gelten, sondern sehr unterschiedlich gelebte Familientraditionen. Darum ist die Praxis des Gebetes individuell sehr verschieden:
Eine vorgeschriebene Körperhaltung für das Gebet gibt es nicht, es muss aber in jedem Fall eine Haltung des Respekts sein. Darum zieht man vorher immer die Schuhe aus, wäscht sich möglichst zumindest die Hände und wählt einen Sitz, der tiefer liegt als der Altar. Meistens sitzt man mit verschränkten Beinen im Schneidersitz auf dem Boden oder man steht vor dem Bildnis. Vor dem Hausaltar oder im Tempel ist auch die kniende Verbeugung üblich, bei der die Stirn den Boden berührt.
Zur Gebetshaltung gehören auch die vor der Brust gefalteten Hände, wobei man diese oft vor und nach Beginn des Gebetes als Respektsgeste jeweils kurz an die Stirn führt; oder man betet mit vor der Stirn gefalteten Händen, was besondere Inbrunst ausdrückt. Letztlich ist aber keine äußere Form zwingend, nur die innere Haltung.
Quellen vieler Gebete sind die Veden, die Puranas und nicht zuletzt die Beispiele großer Bhaktas, der Verehrer Gottes. Selbst von jenen Personen, die das Göttliche als letztlich absolut formloses, nicht-personales Brahman definieren, sind inbrünstige Gebete überliefert, etwa vom großen Philosophen Shankara:
Das bekannteste Gebet ist das Gayatri-Mantra, eine vedische Hymne, welche das Göttliche in Form der Sonnenkraft, Surya, um geistiges Licht anruft. Viele Hindus sprechen oder singen es täglich, wobei der Gebrauch sich nicht auf Brahmanen beschränkt, wie oft behauptet, sondern alle beten es.
Das Mrityunjaya-Mantra verehrt Shiva:
Ziel der Gebete und Anrufungen sind die verschiedenen, oft, aber nicht immer, anthropomorph gedachten Formen des letztlich formlosen Höchsten.
Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist der Hinduismus nicht polytheistisch. Alle Schulen lehren das formlose Eine, wenn auch in unterschiedlichen Philosophien. Die am meisten verbreiteten Philosophien sehen die verschiedenen Götter und Göttinnen als verschiedene Formen des höchsten Einen, das letztlich formlos ist.
Ein sehr populäres Gebet, das Millionen von Hindus täglich singen, besonders zur täglichen Lichtkreis-Zeremonie, dem Arati, ist das Jay Jagadish Hare. In diesem Text kommt deutlich zum Ausdruck, dass das Wissen um die Einheit auch in den Gebeten der einfachen Gläubigen enthalten ist. Ein Ausschnitt:
Teppiche sind meistens gemusterte Gewebe, die seit dem Altertum zum Bekleiden von Wänden (die späteren Tapeten) sowie zum Bedecken von Fußböden, Polstern usw. dienen. Diese vielseitige Verwendung finden die Teppiche gegenwärtig nur noch im Orient, während sie in Europa fast ausschließlich zum Bedecken von Fußböden benutzt werden.
Man unterscheidet orientalische Teppiche, die auf rahmenartigen Vorrichtungen durch Handarbeit hergestellt, und europäische, die auf (maschinellen) Webstühlen gewebt werden.
Nach DIN 61 151 gehören zum Bereich der mechanisch gefertigten Webteppiche alle
Kleine Teppichformate zur Überbrückung kurzer Abstände werden auch Brücke genannt, während lange schmale Teppichformate auch Läufer genannt werden. Beispiele für beides bildet der aserbaidschanische Meschgin.
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Teppiche haben eine lange Geschichte, die heute nicht vollständig geklärt ist: Der älteste bekannte Nachweis eines geknüpften Teppichs ist derzeit der Teppich aus einem Grab im Pazyryktal in Südsibirien (Äußere Mongolei). Er wurde 1949 gefunden und ist dank der Eiskonservierung in gutem Zustand erhalten. Man geht davon aus, dass er um 500 v. Chr. wahrscheinlich in Westasien entstanden ist. Das Fragment ist in der Eremitage in St. Petersburg ausgestellt.[1] An ihm erkennt man bereits alle Merkmale des Orientteppichs.
Um 330 v. Chr. brachte Alexander der Große erstmals Orientteppiche von seinen Asienfeldzügen mit ins Abendland. Da Teppiche aus vergänglichem Material gemacht sind, gibt es nicht viele historische Artefakte, an denen sich die Entwicklung der Muster rekonstruieren ließe.
Weil es nur wenige erhaltene Teppiche aus dem frühen 15. und 16. Jh. gibt, ist man im Bereich der Teppichgeschichte stark von bildlichen Überlieferungen abhängig. Eine wichtige Informationsquelle dafür ist die orientalische Architektur. Die Architekten des Orients haben sich für die Mosaikmuster auf ihren Bauten von den Teppichen inspirieren lassen und die Muster so in einer viel dauerhafteren Form für die Nachwelt konserviert, beispielsweise in der Ornamentik von Fassadenmosaiken. Auch auf vielen Gemälden der damaligen Zeit lassen sich die Ursprünge und die Wandlungen der Knüpfkunst und des Zeitgeschmacks studieren. Durch eine große Liebe zum Detail beim Festhalten von Alltagsszenen oder bei der Auftragsmalerei bekannter Adelshöfe wurden so auch Teppiche mitgemalt. Daher ist es uns heute möglich, die Entwicklung der türkischen (osmanischen) Teppichknüpferei zu dokumentieren.
Hier sind vor allem die Maler Hans Holbein und Lorenzo Lotto zu erwähnen. Ihnen verdanken wir die Überlieferungen der sogenannten „Holbein-Teppiche“ und der „Lotto-Teppiche“. Vor allem die Muster der Holbein-Teppiche finden sich noch in den heutigen Knüpfungen der sogenannten Afghanen wieder.
Die Herstellung von Flachgeweben ist in den Anfängen der menschlichen Kultur zu suchen. Geflochtene Gegenstände, meist aus Weiden, können bereits in der frühgeschichtlichen Zeit des Menschen nachgewiesen werden. Flechtvorgänge dienten zur Verbindung von beweglichem Material. Wir können das Flechten demnach als Vorstufe des Webens annehmen. Ein Gewebe herstellen bedeutet im Prinzip nichts anders als Kett- und Schussfaden verflechten.
Die Flachgewebe waren immer Teil des nomadischen und bäuerlichen Alltags; sie dienten ausschließlich dem Eigenbedarf. Zelte, Wand- und Türbehänge, große Tschowals (Säcke), Mafrasch (großer Koffer), Chanteh (kleinere Tasche), Kissen, Babywiegen, Chordjin (Satteltasche), Kelim, Djadjim (große, aus schmalen Bahnen zusammengenähte Decke), Sofreh Ardi (Brotteigtuch), Namakdan (Salztasche) und Teppiche wurden alle aus Schafwolle, Ziegen- oder Kamelhaar hergestellt.
Der Teppich ist eigentlich ein vielfältiges Möbelstück der Nomaden: Praktisch, weil man ihn gut einrollen, aufs Kamel packen und am neuen Rastplatz sofort wieder benutzen kann. So war die ursprüngliche Verwendung eines Hatschlu eine Eingangstüre zur Jurte.
Jeder Stamm hat seit Generationen sein eigenes Muster und seine eigene Farbgebung. So kann ein Göl in einem Tekke- oder Afghanenteppich fast mit einem europäischen Familienwappen gleichgesetzt werden.
Im Teppichhandel hat sich der Begriff Provenienz für die Bezeichnung der Herkunft eines Teppichs durchgesetzt. Der Orts- oder Landschaftsname des Orientteppichs ist die Herkunftsbezeichnung bzw. Provenienz, die zugleich auch Qualitätsbezeichnung ist, da die einzelnen Orte und Gebiete ihre eigene Tradition in Bezug auf Gestaltung und Qualität haben. Orientalische Teppiche werden in Indien, im Iran oder der Türkei angefertigt. Sie kommen aber auch aus dem Kaukasus, aus Pakistan und Afghanistan. Des Weiteren kommen Teppiche heute aus China, Nepal und der Mongolei sowie aus Japan. Hier allerdings verwendet man in der Regel die Landesnamen direkt (z. B. „Nepalteppich“) In verschiedenen europäischen Ländern wurden im 19. Jahrhundert Orientteppiche hergestellt, z. B. in Deventer/Holland. Heute werden sie noch in Kroatien und Rumänien gefertigt. Orientteppiche zeichnen sich durch vortreffliche Arbeit und besonders durch das Muster aus, das auf dem Prinzip der Flächendekoration beruht. In der Darstellung unterscheidet man zwischen floralen, figuralen und rein formalen geometrischen Mustern.
Orientalische Teppiche werden entweder gewirkt oder geknüpft.
Der orientalische Wirkteppich ist geschichtlich und technisch der Vorläufer unserer sogenannten Gobelinteppiche (arazzi usw.). Seiner ganzen Bedeutung nach dient er als Wandverkleidung, und nur die gewöhnlicheren Arten dienen z. B. als Diwandecken, sogenannte Kelims. Gewirkte Teppiche werden, da sie in einer der Bildwirkerei ähnlichen Technik gefertigt werden, irreführenderweise auch „gobelinartige Teppiche“ genannt. Ihre richtige Bezeichnung ist Wirkteppich. Sie bilden ein glattes Gewebe, dessen Kette aus Leinen- oder Baumwollgarn durch einen dicht angeschlagenen wollenen Schuss vollständig bedeckt wird, so dass ein ripsartiger Stoff entsteht. Der Schuss wird indes nicht über die gesamte Gewebebreite in die Kettfäden eingetragen, sondern nur bis an den Rand der danebenliegenden Farbfläche mit der Kette verbunden und dann zurückgeführt. Weil sie nur Kette und Schuss haben, liegen die Fäden flach und können keinen Flor bilden, z. B. Kelim und Sumakteppiche.
Die geknüpften, plüschartigen Teppiche werden auf einer Kette aus Baumwolle (Manufakturen), Leinen (sehr selten), Wolle (Anatolische Teppiche) oder Ziegen- und anderen Haaren (Nomadenteppiche) durch das Einknüpfen von Flormaschen hergestellt, die Knoten um Knoten über die ganze Breite des Teppichs eingeknüpft werden. Auf jede Knotenreihe folgen ein oder zwei Schussfäden. Die Knoten können symmetrisch (türkischer Knoten) oder asymmetrisch (Senneh- oder persischer Knoten) sein. Nach Vollendung des Teppichs wird sein Flor mit einfachen Handscheren egalisiert. Das Material des Flors ist Schafwolle, für feinere Teppiche Seide. Als schönste und feinste Orientteppiche gelten nach wie vor die, welche in Persien, z. B. Isfahan, Ghom oder Nain, geknüpft worden sind. Mit einer Knotenfeinheit von über 1.000.000 Knoten pro Quadratmeter, z. T. auf Seidenkette geknüpft, entsprechen sie dem europäischen und amerikanischen Geschmack. Auch der türkische Hereke, neuere Stücke der Firmen Ipek und Özipek, reinseidene Teppiche mit über 1.000.000 Knoten pro Quadratmeter, sind gefragte Liebhaberstücke.
Die indischen Teppiche haben einen sichtbar höheren Flor und 300–350 Maschen auf einen Meter. Aus Indien und Pakistan stammen heute vielfach Kopien (Nachknüpfungen) hochwertiger, gesuchter Provenienzen. Ein Gabbeh, der in Indien gefertigt wird (Indogabbeh), ist dabei um mehr als 50 % günstiger als der originale Gabbeh aus dem Iran. Dies ist vor allem auf die sehr niedrigen Löhne der Knüpfer(innen) im Fernen Osten zurückzuführen. Insbesondere in Pakistan werden heute Teppiche nachgeknüpft, die als Originale nicht mehr hergestellt werden. Denn die Produktion kam in Teilen Südrusslands (Kasachstan) nach dem Fund von Erdöl weitestgehend zum Erliegen, weil sich die Menschen dort weitaus bessere Einnahmequellen erschlossen hatten. So findet man den Kasak und Karachi-Teppiche heute meist nur als nachgearbeitete Teppiche aus Pakistan.
Die orientalischen Teppiche − namentlich die geknüpften Smyrnateppiche − wurden mit gutem Erfolg in Europa, speziell in Deutschland (Schmiedeberg seit 1856, Cottbus, Wurzen, Springe, Linden usw.) und in Wien, nachgeahmt, und zwar unter Anwendung der gleichen Methode. Man arbeitet aber mit Kette aus Leinengarn und Grundschuss aus Jute, erreicht eine große technische Vollkommenheit und versteht auch die Muster und Farben so getreu nachzubilden, dass ein großer Unterschied zwischen echten und nachgeahmten Smyrna-Teppichen nicht mehr besteht. Nachahmungen der orientalischen gewebten Teppiche sind die Gobelins.
Als feinster Teppich der Erde galt ein Seidenteppich mit 576 Knoten auf einen Quadratzentimeter. Fünf Frauen arbeiteten fünf Jahre an diesem Teppich, der für Özipek Halicilik in Hereke hergestellt und als „Hereke Treasure“ im März 1988 an die Fa. Gandhara Carpet Ltd in Tokio/Japan verkauft wurde. Inzwischen ist in Hereke ein Teppich mit 625 Knoten ausgestellt.
Die Wolle für den Flor wurde vor der Erfindung synthetischer Farbstoffe (nach 1850) ausschließlich mit pflanzlichen oder tierischen Farbstoffen gefärbt. Für Rot kamen Krapplack und Cochenille auf Alaun-gebeizter Wolle zur Anwendung. Für Gelbtöne gab es eine große Zahl von Pflanzen. Zur Blaufärbung (grün auf gelb gefärbter Wolle) stand seit dem Altertum Indigo zur Verfügung (heute synthetisches Indigo). Ende des 19. Jahrhunderts fanden synthetische Farbstoffe, erst äußerst sparsam, später als Ersatz für die traditionellen Farbstoffe, Verwendung. Ein Magenta-Rot, das kaum lichtecht war, ist Fuchsin. Auf der Florseite ausgeblichen, ist es auf der Rückseite noch rotviolett erkennbar. Es wurde vor 1900 eingesetzt. Ponceau 2R ersetzte teilweise Krapp, bevor synthetischer Krapp (Alizarin) verwendet wurde. Amaranth wurde als Ersatz von Cochenille eingesetzt.
Wesentlichen Eingang ins Abendland fand der Orientteppich über Spanien, wo bereits 710 n. Chr. die aus Nordafrika kommenden Mauren eine Dynastie gründeten und dabei auch die Fertigkeit des Teppichknüpfens mitbrachten. Es entstand eine richtiggehende Teppichindustrie in der Stadt Córdoba. Die islamische Dynastie der Nasriden baute die Festung Alhambra oberhalb der Stadt Granada. Der Granatapfel wird zum Stadtsymbol und später länderübergreifend als Ornament in der Textil- und Teppichmusterung verwendet.
In Frankreich entwickelte sich im 17. Jh. eine eigene und recht bedeutende Teppichindustrie. Die Savonnerie erhielt ihre Aufträge vom Hofe Ludwigs XIV. Im Jahr 1662 entstand die Gobelin-Werkstatt in Paris und schließlich eine bedeutende Teppichindustrie in Zentralfrankreich mit der Stadt Aubusson. Auch in Nordfrankreich und in Flandern entwickelte sich eine blühende Teppichindustrie. Städte wie Arras, Brügge, Brüssel, Gent, Lille, Tourcoing und Tournay sind dafür zu nennen.
Teppiche wurden im frühen England bereits zwischen 1570 und 1603 gefertigt. Es wurden dabei zwei Stilrichtungen unterschieden: zum einen die anatolischen Vorlagen mit bevorzugt geometrischen Mustern und zum anderen die persischen Vorlagen, deren Muster aus der persischen Miniaturmalerei stammten.
Als gutes Beispiel für persische Vorlagen gilt der berühmte Hulse-Teppich aus dem Jahre 1614. Seine Größe beträgt 3,49 m × 2,52 m. Kette und Schuss sind aus Leinen bzw. Hanf, die Knüpfung aus Wolle. Bei der Knüpfung wurden symmetrische Knoten verwendet. Der Teppich zeichnet sich durch ein üppiges, florales Muster und die relativ große Anzahl der Farben (21) aus und ist heute Teil der Privatsammlung von Sir Westrow Hulse, Breamore House, Hampshire. [2]
Aus der Teppichherstellung im 18. Jahrhundert haben einige Stücke von drei Herstellern überlebt: Exeter (1756–1761), Besitzer Claude Passavant, 3 vorhandene Teppiche; Moorfields (1752–1806), Besitzer Thomas Moore, 5 vorhandene Teppiche, und Axminster (1755–1835), Besitzer Thomas Whitty, zahlreich vorhandene Teppiche.
Der gewebte Teppich ist ein abendländisches Produkt. Ob er plüsch- und samtartig oder glatt gewoben wird, immer erscheint er als der eigentliche (Fuß-)Bodenteppich für unsre Verhältnisse. Die in Europa hergestellten Teppiche sind meist maschinengewebt (Ausnahmen: handgeknüpfte „deutsche Smyrnateppiche“ und mechanisch geknüpfte „mechanische Smyrnateppiche“).
Je nach Beschaffenheit der gewebten Teppiche unterscheidet man glatte, Noppen- und Schlingenteppiche (aufgeschnittene bzw. geschlossene Schlingen an der Oberfläche) sowie Samt-, Plüsch-, Velours- und Florteppiche. Glatte Teppiche sind z. B. der Haargarn-, Jute- und Kokosfaserteppich, ein Schlingenteppich ist der Brüsseler Teppich (auch Haarbrüssel- oder Boucléteppich mit grobem Haargarnflor), ein Florteppich ist der Tournay-Teppich.
Erste Entwürfe für automatische Webstühle entstanden im 18. Jahrhundert. Der Engländer Edmond Cartwright meldete im Jahre 1785 das erste Patent auf einen mechanischen Webstuhl an, der von Richard Roberts um 1826 in Manchester zu einem betriebsfähigen Webstuhl weiterentwickelt und auf den Markt gebracht wurde. 1889 wurde von dem Amerikaner Northrop die erste vollautomatische Webmaschine (Webautomat) vorgestellt. 1767 erfand Richard Arkwright die Spinning-Throstle, den Kettenstuhl, und um 1785 die Kardier- und Vorspinnmaschine. James Hargreaves erfand 1764 die Spinning Jenny, [3] die das gewöhnliche Handspinnrad ersetzte.
Zuerst mit Wasserkraft und später mit der 1764 von James Watt erfundenen Dampfmaschine betrieben, war der Grundstein in England für ein Fabriksystem gelegt worden.
Die eigentlichen europäischen Teppiche werden auf Webmaschinen, die besseren auf der Jacquardmaschine, die Joseph-Marie Jacquard 1825 erfand, hergestellt, oder sie werden in der überwiegenden Zahl getuftet. Hierbei werden in ein bestehendes Grundgewebe mit Nadeln sehr dicht nebeneinander Fadenschlingen eingebracht. Diese Fadenschlingen werden anschließend aufgeschnitten. Getuftete Teppiche sind weniger haltbar als echte Webteppiche, aber ihre Herstellung ist preiswerter.
Die glatten Teppiche bilden in Europa wie im Orient gewöhnlich die geringere Sorte; man verfertigt sie aus Kuh- oder Ziegenhaar, ordinärem Streichgarn oder Jute und benutzt sie als Laufteppiche, zum Bedecken von Treppen, Fluren usw. Hierzu zählen auch die Kidderminster-Teppiche aus Doppelgewebe, wollener oder baumwollener Kette und viel stärkerem wollenen Schuss; das Muster erzeugt sich rechts und links in gleicher Weise, erscheint jedoch auf der Rückseite negativ (z.B. ein auf der Schauseite rotes Muster auf blauem Grund erscheint auf der Rückseite als blaues Muster auf rotem Grund). Kidderminster-Teppiche[4] werden mit der mechanischen Spool-Axminster- oder Greifertechnik hergestellt. Da diese Art der Herstellung erstmals in der englischen Stadt Kidderminster erfolgte, wurden die Teppiche nach ihrer „Geburtsstadt“ benannt.
Die Plüschteppiche haben entweder einen ungeschnittenen Flor, der kleine, geschlossene Noppen bildet (Brüsseler Teppiche), oder einen aufgeschnittenen Flor, der eine samtartige Oberfläche bildet (Velours-, Tournai-, Wilton-, Axminster-Teppiche). Die Herstellung ist im Wesentlichen die der Plüsche und Samte. Das Muster wird meistens mit der Jacquardmaschine hervorgebracht, und je nachdem ob es mehr oder weniger Farben enthält, zieht man zwischen je zwei leinenen Grundfäden mehr oder weniger Polfäden in jedes Riet ein und unterscheidet nach der Zahl derselben die Teppiche als drei-, vier-, fünf- usw. chörige oder teilige.
Billigere Teppiche erzielt man durch Aufdrucken des Musters, indem man entweder das gewebte Stück bedruckt oder das Muster der Polkette vor der Verarbeitung appliziert. Das letztere Verfahren liefert eine sehr gute Ware, welche die im Stück bedruckten Teppiche weit übertrifft.
Die Ornamentation der Teppiche ahmt entweder die orientalische Sitte nach (besonders bei Jacquardteppichen), oder sie bedeckt die ganze Fläche mit Blumen, Tieren, Architektur usw. (besonders bei bedruckten Teppichen). Das erstere Prinzip hat sich als das für Teppiche ästhetisch angemessene immer mehr Bahn gebrochen, so dass der Naturalismus in Deutschland, England und Österreich nur noch die billige Ware beherrscht.
In Frankreich ist hingegen das naturalistische Dessin in den extravagantesten Formen noch vorherrschend. Gegenwärtig werden in England, Österreich und Deutschland orientalische Teppiche aller Art nachgebildet. In Deutschland, das früher größtenteils Kettendruckteppiche lieferte, werden auch Teppiche in Brüsseler und Axminster-Art fabriziert.
1854 gründete Leopold Schoeller in Düren ein Teppichkontor, die Firma Gebrüder Schoeller. Unter Einreichung der englischen Beschreibung sicherte er sich das preußische Patent. Das Patent auf diese sogenannten Druckteppiche, das Leopold Schoeller erhielt, wird mit den zugehörigen Zeichnungen noch im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin aufbewahrt. Ihr Warenzeichen war der Anker.
1861 wurde die erste Teppichfabrik in Cottbus vom Unternehmer Theodor Kühn gegründet. Es wurden handgeknüpfte und maschinengewebte Teppiche aus Wolle und Jutegarn hergestellt. Nach der Übernahme dieser Fabrik durch Oskar Prietsch erlangte die Firma durch den Orient-Teppich Weltruf. Diese Firma wurde später im Rahmen eines Zusammenschlusses zur Vereinigten Smyrna-Teppichfabrik AG. In Cottbus erfolgte die Herstellung handgeknüpfter und webtechnischer Teppiche, so u.a. Tournay-Teppiche (Velours-Ruten-Technik mit verschiedenfarbigen Polketten und Jacquardmusterung). Auch Axminster-Teppiche (Velours-Maschinenwebtechnik) wurden bei Smyrna in Cottbus produziert.
1880 gründeten Karl Wilhelm Koch und Fritz te Kock die Firma Koch & te Kock als Weberei von Axminster-Teppichen in Ölsnitz. Mit der Gründung wurde auch die Marke Halbmond etabliert. Bereits 1913 war Halbmond zur größten Teppichweberei in Deutschland aufgestiegen.
1883 gründeten die Brüder Carl und Adolf Vorwerk die Barmer Teppichfabrik Vorwerk & Co. in Wuppertal. Zunächst fertigte das Familienunternehmen Brüssel- und Tournay-Teppiche sowie Möbelstoffe. Der 1909 als Warenzeichen eingetragene »VORWERK-Teppich« machte Orient-Teppichen Konkurrenz.
Die Teppichfabrik Krüger & Hahn wurde 1894 in Cottbus gegründet. Sie stellte Teppiche, Brücken, Läufer und Vorleger her. Ihre Spezialität waren handgeknüpfte, künstlerisch wertvolle Teppiche.
1900 Gründung der Sächsische Kunstweberei Claviez AG GmbH in Leipzig. Fabriziert wurden Teppiche und Möbelstoffe. 1916 umbenannt in Textilosewerke und Kunstweberei Claviez AG, dann ab 1927 Teppich- und Textilwerke AG. 1900 wurde der Stammsitz der Fa. Kunstweberei Claviez & Co. GmbH von Leipzig-Plagwitz nach Adorf (Vogtland) verlegt.
Fünf führende deutsche Teppichfabrikanten schlossen sich 1911 zusammen und baten die Reichsregierung um Unterstützung, denn der deutsche Teppich sei im eigenen Lande nicht ausreichend bekannt und geschätzt. Dieser Meinung waren jedenfalls die Betreiber der größten Teppichwebereien: der Barmer Teppichfabrik Vorwerk & Co, der vogtländischen Weberei Koch & te Kock, der Sächsischen Kunstweberei Claviez, der Berliner Vereinigten Smyrna Teppichfabriken sowie der Firma Gebrüder Schoeller, Düren. Im Haus der Abgeordneten in Berlin erhielten die Unternehmen nun ein Forum, um ihre Waren zu präsentieren. Immer mehr orientalische Teppiche gelangten nach Deutschland – allein zwischen 1906 und 1910 hatte sich die Einfuhr verdreifacht. Sie waren in der Regel sehr teuer und daher keine Konkurrenz für die Weber, aber zunehmend wurden auch preiswertere Teppiche in minderer Qualität importiert, und gegen solche Produkte richtete sich die Kritik.[5]
Ab 1960 entstanden Kopien traditioneller Muster auch in europäischen Ländern wie Rumänien und Bulgarien, und etwas später, etwa ab 1970, in orientalischen Ländern, und zwar in Pakistan und Indien, noch später auch in China. Berber-, Tibeter- und Nepal-Teppiche haben ihren Markt gefunden. Somit stand und steht neuen Entwicklungen an Muster und Farbe nichts mehr im Wege. Mittlerweile entstehen alljährlich neue Teppicharten mit dem Versuch, Marktnischen zu nutzen und dem Kundengeschmack zu entsprechen. Wer heute gut informiert sein möchte, muss ständig internationale Messen und Märkte besuchen. Die mit dem Modewort „Globalisierung“ gemeinte Veränderung von Technik, Kommunikation und Wirtschaft ist auch am Teppichsektor nicht spurlos vorübergegangen: Die Veränderungen des 20. Jahrhunderts mit dem Aussterben des Nomadentums, dem Sesshaftwerden, den Bestellungen für den europäischen Markt, dem Weichen des Materials Wolle auf weitgehend Baumwolle, in der Struktur und dem Entstehen von Manufakturen in den ursprünglichen Teppichzentren und auch anderen Regionen sind insgesamt größer als die Veränderungen und Entwicklungen der belegbaren, zweitausendfünfhundert Jahre alten Teppichtradition zuvor. Durch die moderne Kommunikation und Marktvernetzung entstehen immer schneller neue Produktionen.
Der Gebetsteppich, (auf Arabisch, سجادة saǧǧāda (plural سجاجيد saǧāǧīd) oder musallah, auf Persisch: جانماز ğānamāz), ist nach islamischem Recht (Fiqh) ein reiner Stoff oder Teppich, mit dem ein Muslim den Boden bedeckt und so verhindert, dass sein Gebet (Salat) durch Unreinheiten auf dem Boden (wie Urin oder Blut) ungültig wird. Dafür soll "eine Stelle sauberen Bodens" vorhanden sein. Im Freien braucht er in der Regel keinen Gebetsteppich, da im Islam die Erde als reinigend gilt. Es gilt sogar als unpassend, draußen einen Gebetsteppich zu verwenden, um sich vor dem Staub zu schützen, da die Berührung des staubigen Bodens als Zeichen der Unterwerfung gilt. Es gibt kleinere Gebetsteppiche, die man bei sich tragen kann (Namase) und größere für den Hausgebrauch, sog. Sedschade, ferner den Reihengebetsteppich, den Saph.
Zu Zeiten des Propheten Mohammed wurden Matten als Gebetsteppich verwendet. In den Jahrhunderten danach wurden immer mehr nach den Regeln der Kunst verzierte Kelims oder kleine Teppiche dazu verwendet. In den Moscheen werden manchmal Gebetsteppiche mit dem Schriftzug „Gehört der Stiftung (Waqf)“ (الأوقاف) verwendet, so dass niemand ungesehen diese Teppiche entwenden und verwenden kann.
Das kennzeichnende Element des Gebetsteppichs ist das als Nische gestaltete Innenfeld, das dem Mihrab in der Moschee entspricht, der die Gebetsrichtung nach Mekka angibt, ohne deren Einhaltung das Gebet ungültig ist.
Die Wasserkanne als Symbole der kultischen Reinheit für das rituelle Gebet oder eine Moscheeampel sind oftmals auf dem Gebetsteppich dargestellt. Dadurch werden entsprechende Koranverse (Sure 24, Vers 35,36) ins Bewußtsein gebracht: "Gott ist das Licht von Himmel und Erde. Sein Licht ist mit einer Nische zu vergleichen, mit einer Lampe darin... Es gibt sie in Häusern, hinsichtlich derer Gott die Erlaubnis gegeben hat, dass man sie errichtet und dass sein Name darin erwähnt wird..." (d. h. in Moscheen).[1]
Im 16. und 17. Jahrhundert lieferten die osmanischen Manufakturen von Kairo und Bursa die feinsten Gebetsteppiche, die als Statussymbole bewertet wurden. Ihre Motive wurden später von den Gebetsteppichen aus Ghiordes aufgegriffen, einem zwischen Izmir und Uschak gelegenen Dorf, das die umfangreichste Gruppe anatolischer Gebetsteppiche hervorbrachte.
Wird der Gebetsteppich verunreinigt, so muss er gemäß den rituellen Regeln gewaschen werden, bis von der Verunreinigung nichts mehr übrig bleibt, aber in der Regel drei Mal. Er wird dann, falls es dem Teppich nicht schadet, ausgewrungen. Dabei gilt, dass der Stoff – wie auch bei anderen Gegenständen – nicht Schaden davontragen soll. Kann also ein Stoff nicht ausgewrungen werden, so wird dieser Reinigungsschritt ausgelassen.
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